Wir gratulieren der Redaktion Ohrenkuss zur 50. Ausgabe und zum 25-jährigen Jubiläum. ‚OHRENKUSS _ Da rein, da raus‘ ist gemacht von Menschen mit Down-Syndrom. Aus einem Forschungs-Projekt an der Bonner Universität im Jahr 1998 wurde ein großartiges Magazin, das sich durch Abos, Lesungen, Schreibwerkstätten und Spenden finanziert. In der 50. Ohrenkuss-Ausgabe dreht sich alles um das Thema FREUNDSCHAFT. 50 Autor:innen haben an dem Jubiläumsheft mitgeschrieben, von dem wir als Netzwerkfreund:innen absolut begeistert sind.
„Man hört und sieht ganz vieles – das meiste geht von einem Ohr hinein und sofort zum anderen Ohr wieder hinaus. Aber manchmal ist etwas wichtig und bleibt im Kopf – das ist dann ein Ohrenkuss.“
So erklärt die Redaktion den Namen ihres Magazins in einem in jeder Hinsicht besonderen Format. Es hebt sich ab, im DIN A 4 Querformat, mit griffigem Papier im matten Druck. Es fühlt sich gut an. Die Jubiläums-Ausgabe finde ich besonders schön. Das Jubiläumsthema heißt Freundschaft. Es geht um Beziehungen, Nähe, Verbindlichkeit … um das Leben von Menschen mit Down-Syndrom. Nicht schöngefärbt, sondern einfach schön gemacht – absolut professionell, wie immer.
Die Texte erschließen sich nicht beim Überfliegen. Das außergewöhnliche Design und die anspruchsvollen Fotos laden jedoch ein, auf jeder Seite zu verweilen, um die Worte und ihren Sinn wirken zu lassen. Bildsprache und Text sind so außergewöhnlich wie die Menschen, die das Heft machen. Und so vielfältig und kreativ wie die Autor:innen.
„Das ist ein 25-jährige Ohrenkuss-Heft, das wir Menschen mit Down-Syndrom schreiben. Darum müssen wir ja groß feiern, wenn es ja die ganze Heft mit geschriebenen Texten von 50 Menschen mit Down-Syndrom geschrieben sind, und das finde ich toll“, erklärt Autorin Anna-Lisa Plettenberg in einer Pressemeldung zum Jubiläum.
Menschen mit Down-Syndrom können es
Noch vor 25 Jahren, als der Ohrenkuss im Rahmen eines Forschungsprojektes an der Bonner Universität entstanden ist, dachten viele Menschen, dass Personen mit Down-Syndrom nie Lesen und Schreiben lernen könnten. Heute ist klar: Sie können es! Für jede Ohrenkuss -Ausgabe liefern sie Texte, die sowohl minimalistisch als auch poetisch sind und Botschaften vermitteln, die nachhaltig wirken. Sie erden mich immer wieder oder lassen mich lächeln. Wie das Zitat von Johanna von Schönfeld über das wahre Leben.
„Ich bin nicht bei ‚Wünsch dir was‘, sondern bei ‚So ist das.‘
Sehr pragmatisch und klug. Das Leben anzunehmen, wie es ist und dennoch das Schöne in den Dingen zu sehen. Pardon, in den Menschen. Darum geht es beim Ohrenkuss, hinter der Chefredakteurin Dr. Katja de Bragança steht. Die Humangenetikerin, Biologin und Ohrenkuss-Gründerin wurde von der Stadt Weinsberg mit dem Justinus-Kerner-Preis ausgezeichnet. Sie erhielt den Preis für ihre wissenschaftliche Arbeit über das Down-Syndrom und ihre innovativen Projekte, aus denen im Jahr 2014 auch das partizipative Forschungsinstitut TOUCHDOWN 21 entstanden ist. „Ohrenkuss wird 25 Jahre. Was ich erstmal sagen kann, ist Chapeau! Ich ziehe vor euch allen den Hut. Und vor allem vor dir, Katja (de Bragança), dass du die zündende Idee hattest“, diktiert Teresa Knopp
Forever Ohrenkuss
Katja de Bragança ist es gelungen, die Kreativität und Fähigkeiten ihrer Kolleg:innen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wer tatsächlich nicht schreiben kann, bekommt beim Ohrenkuss trotzdem eine Stimme und Schreib-Assistenz. So werden Sätze festgehalten, die sonst nie geschrieben würden, wie dieses Zitat von Teresa Knopp:
„Wenn ich ehrlich bin, arbeite ich im Moment gerade mit meinen besten Freunden – forever zusammen im Ohrenkuss.“
Fast zwanzig erwachsene Personen mit Trisomie 21 arbeiten derzeit im Ohrenkuss-Team Rheinland mit. Das trifft sich seit 25 Jahren alle 14 Tage, seit Beginn der Pandemie online und manchmal auch wieder live. 40 Fernkorrespondent:innen senden ihre Texte per E-Mail oder mit der Post. Julian Göpel ist seit 2001 im Team Rheinland dabei und erklärt: „Wir sind sehr gute Journalisten. Wir feiern 25 Jahre Ohrenkuss. Wir sind Autoren. Wir machen Interviews.“
Sein Kollege Martin Weser sagt, warum er dazugehört: „Ich mache mit, dass ich schöne Texte schreiben kann. Und dass wir Lesungen immer haben. Das Schreiben hat mir auch Spaß gemacht.“ Und Autorin Natalie Dedreux ist genauso alt wie der Ohrenkuss. Sie diktiert: „Ich bin schon seit 2016 beim Ohrenkuss dabei, weil es einfach gut ist, dass es uns gibt und dass es den Ohrenkuss gibt. Denn man muss ja sagen: Der Ohrenkuss ist eine Familie für mich. Das ist voll geil. Und ich werde 2023 auch 25. Auch voll geil.“
Mehr über unsere Verbindung zum Ohrenkuss gibt es hier. Alles weitere auf der Website ohrenkuss.de