Paris, Mailand, Bielefeld. Ja, Sie lesen richtig. Auch unsere Stadt hat großartige Designer/innen, die einzigartige Mode kreieren, Trends entwerfen und sich das Upcycling Prinzip zu Nutze machen. Was genau das ist und welche Designerin aus Bielefeld dahinter steckt, verrät uns heute Vanessa Bellusci. Sie hat Katrin Stallmann, Inhaberin des Labels tragbar, besucht und war sofort begeistert.
Der ständige Wechsel von den Trends in der Modewelt ist spannend. Viele Fashionwütige können es kaum erwarten, wenn die neuen Kollektionen in die Regale kommen. Aber was passiert mit der alten Kleidung? Mit den Trends, die keiner mehr tragen möchte? Upcycling heißt die Lösung
Ich lerne die Designerin Katrin Stallmann in ihrem Laden in der Ravensberger Straße kennen. Bei einer Tasse Kaffee kommen wir entspannt ins Gespräch und ich stelle fest: eine sympathische Frau mit viel Talent und dem Bewusstsein, dass die Wegwerf-Mentalität in der Modewelt mit ihren schnelllebigen Trends durchbrochen werden sollte. „Es gibt eine große Menge an Altkleidern, die in den Müll kommen. Qualitativ gesehen sind diese Kleidungsstücke allerdings noch völlig in Ordnung und das Material kann zum Weiterverarbeiten genutzt werden“, sagt die Designerin.
Aus Alt mach neu
100.000 Tonnen Textil- und Bekleidungsabfall wurden im Jahr 2010 in deutschen Haushalten weggeworfen, so die offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Dazu kommen dann noch Unmengen an Verschnitt- und Stoffresten in der Textilindustrie, die bei der Produktion von neuen Kollektionen anfallen. Genau diese Textilreste entdecken immer mehr Designer als Material für sich. „Aus Alt mach Neu“ lautet die Devise.
Upcycling heißt das auf Neudeutsch und ist mehr als reines Recycling: Aus ausrangierten Hosen, T-Shirts oder Hemden entsteht Mode. Das Besondere daran ist, dass die alten Stoffe nicht nur wiederverwertet werden, sondern durch raffinierte Design-Ideen einen echten Mehrwert bekommen. Upcycling bietet zudem eine ressourcenschonende Art Mode zu kreieren, wobei existierende Stoffmuster zu neuwertigen Produkten veredelt werden und hochwertige Einzelstücke entstehen.
Unikate bei tragbar
So macht es Katrin Stallmann in bemerkenswerter und einzigartiger Weise. Und ich bin nicht nur von ihren Kreationen begeistert, sondern auch von ihrem charmanten, kleinen Laden in der Nähe der Altstadt Bielefelds.
Was soll ich sagen? Ich habe mich sofort verliebt, schon beim ersten Blick auf die Kleiderstangen in die Vielfalt und Exklusivität der Unikate. Ich war außerdem erstaunt darüber, dass Katrin Stallmann jedes einzelne Teil liebevoll und akribisch selber näht. Die Arbeit und die Liebe, die die Designerin in ihre Werke steckt, sind sofort zu erkennen. Sie „zerlegt“ in erster Linie bestens erhaltene Herrenbekleidung in ihre Einzelteile und setzt sie zu modernen und tragbaren, neuen Kleidungsstücken zusammen.
„Ich verwende nur qualitativ hochwertige Stoffe“, erklärt sie mir. „Mich interessiert vor allem Herrenmode, aus der ich neuwertige Unikate herstelle. Die Kleidung muss selbstverständlich tragbar sein. Für mich heißt das: unaufdringlich, lässig und alltagstauglich, aber immer auch besonders.“
Ein Kreativkonzept zieht an
Der Name ihres Labels trifft es und steht für die Philosophie von Katrin Stallmann. Gleichzeitig bringt sie damit zum Ausdruck, dass sie die bereits getragene Kleidung durch kunstvolle Veränderungen wieder tragbar und stylisch macht. Mein brandheißer Shoppingtipp für diesen Sommer: Ausgiebig Stöbern und Staunen bei Katrin Stallmann in der Ravensberger Straße 47. Was mich angeht, ich werde meinen Kleiderschrank künftig mit dem einen oder anderen unverwechselbaren Einzelstück aus der Kollektion von tragbar bereichern.
Fotos und Text: Vanessa Bellusci