Wunschlos glücklich!

Interview mit Sarah Heizmann

Wunschlos glücklich zu sein, wer kann das schon von sich sagen? Sarah Heizmann kann es. Die junge Frau mit Down-Syndrom ist genau da, wo sie sein möchte: mitten im Leben, mit tollen Freundinnen, im perfekten Job und mit einer Mutter, die voll und ganz hinter ihr steht. Sie hofft auf ein baldiges Ende der Pandemie, was sie nicht daran hindert, glücklich zu sein. Denn es gibt – trotz alledem oder gerade wegen Corona – jede Menge Gutes, das wir tun können: Uns gegenseitig zu unterstützen, wäre der Tipp von Sarah.

Interviews mit Menschen wie Sarah erden mich immer wieder. Das ist das Schöne an unserer Arbeit für den Arbeitskreis Down-Syndrom Deutschland e. V. (AKDS), Bielefeld, den ich schon lange unterstütze. Anfang letzten Jahres hat Wort und Idee die Redaktion und Gestaltung des Magazins MITTEILUNGEN des gemeinnützigen Vereines übernommen. Wir schreiben über außergewöhnliche Menschen und Institutionen, Wissenschaftliche Erkenntnisse und persönliche Ansichten, über Inklusion und Lebenssinn. Themen, die auch uns am Herzen liegen. Für die aktuelle Ausgabe sprach ich mit der 33-jährigen Sarah Heizmann darüber, was ein erfülltes Leben ausmacht.

Trisomie 21 – gefällt ihr besser

Vor unserem Gespräch lese ich etwas über Sarah auf ihrer Website: www.sarah21.de. Sie zieht es übrigens vor, dass wir über ‚Trisomie 21‘ sprechen. Diese Formulierung mag sie lieber als ‚Down-Syndrom‘. Überhaupt gefällt es ihr nicht, wenn die Menschen dieses Merkmal als erstes an ihr wahrnehmen und sie darauf reduzieren.

Ich sehe Sarah live bei unserem Zoom-Meeting und bin von der charmanten jungen Frau beeindruckt. Ihre Offenheit steckt an. Wir kommen schnell ins Gespräch und zum Du. Das halbstündige Interview vergeht wie im Flug. Vorher war sie ein bisschen nervös, sagt sie. Ich glaube, mittendrin auch. Aber wir finden schnell wieder den roten Faden, während wir darüber reden, was im Leben wichtig ist.

Freundschaft macht glücklich!

Das sind ihre Freundinnen Katharina, Alina und Marie, die drei Frauen auf dem Titel der neuen MITTEILUNGEN neben Sarah Heizmann. Das Foto der vier hübschen Frauen ist bei einem Shooting mit der Fotografin Conny Wenk entstanden. „Das hat ganz viel Spaß gemacht!“, sagt Sarah. Sie ist stolz: „Weil wir es auf den Kalender ‚A little extra‘ geschafft haben.“ Und weil es ein tolles Erlebnis mit ihren Freundinnen war.

Das sieht man: Die Models strahlen Lebensfreude aus und die Verbundenheit, die Sarah an ihnen liebt. Für Freundinnen da zu sein, das zählt in ihrem Leben. Was zählt, ist außerdem, dass sie Teil des Teams in der Heilpädagogischen Praxis ihrer Mutter ist. Dass sie alle gemeinsam den kleinen Patientinnen helfen und sie unterstützen. Zu gern würde sie jetzt auch ihre Freundin Katharina unterstützen, die gerade ein Baby bekommen hat. Ja, es sei schon ein wenig traurig, dass sie die Freundin und das Baby jetzt nicht besuchen kann. Zum Glück gibt es WhatsApp. So kann sie trotzdem dabei sein und sich mitfreuen. Und irgendwann ist Corona ja auch vorbei.

Dazugehören ist wichtig.

Da Sarah in der Praxis mitarbeiten kann, hat sie Menschen in ihrer Nähe, die ihr guttun. In ihrer Arbeit blüht sie auf. Ihre Aufgaben im Büro erfüllt sie zur vollsten Zufriedenheit ihrer Kollegin Tina Raach, die ich bei unserem Meeting kennenlernen darf. Dass die Chemie zwischen den beiden stimmt, erkennt man sogar online. Wie wichtig es ihr ist, dass sich alle im Team gut verstehen und sich gegenseitig unterstützen, kann sie gar nicht oft genug sagen. „Kann es sein, dass ‚unterstützen‘ dein Lieblingswort ist“, frage ich. Sarah lacht herzlich: „Ja, das kann sein.“

Sie ist als Einzelkind bei der Mutter aufgewachsen, verrät sie mir, zunächst in der Nähe von Freiburg, wo sie eine Waldorf-Schule besuchte. An die Schulzeit erinnert sie sich gern. Dass Sarah heute einen Traumjob machen kann, echt inklusiv, verdankt sie ihrer Mutter Claudia Heizmann, die ihrer Tochter immer wieder viel zugetraut hat. Und dank ihrer Kolleginnen läuft es auch im Job reibungslos. „Mir ist wichtig, dass ich weiß: Du wirst gebraucht“, sagt sie.
Wer mehr über Sarahs Leben wissen will, schaut mal rein: www.sarah21.de.

Fotos: Conny Wenk