Generationen-Clash überwinden:
Die aktuell schwierige Personalsituation sei auch eine Folge der Corona-Krise, sagt Maria Bianca Bischoff, Auditorin und Beraterin im Wirtschaftsfeld Textilservice. Mehr als 30 Jahre lang war sie erfolgreiche Unternehmerin und lange Zeit Frontfrau des Schweizer Fachverbandes. Sie kennt ihre Branche in- und auswendig. Jetzt sei es wichtig, den ‚Generationen-Clash‘ erfolgreich zu überwinden und für alle Seiten Win-Win-Werte zu schaffen.
„Als im April 2020 in Europa aufgrund der Corona-Pandemie plötzlich das Gebot der Kontaktlosigkeit galt, wurde mir bewusst, was dies für die Führungskräfte im Textilservice bedeutet. Sie wurden mehr als zuvor dazu genötigt, Einzelkämpfer:innen zu werden“, sagt die Auditorin der Europäischen Forschungsvereinigung Innovative Textilpflege e. V. (EFIT), Berlin, und Beraterin (seit 2014 diplomierte Logotherapeutin).
Empowerment im Wirtschaftsfeld Textilservice
Da viele Betriebe im Wirtschaftsfeld Textilservice von Frauen geführt werden, initiierte sie kurzentschlossen das Netzwerk EFIT-Business-Women. Ihre Idee, Businessfrauen in deutschsprachigen Ländern grenzübergreifend online miteinander ins Gespräch zu bringen, wurde von der Geschäftsführung der Europäischen Forschungsvereinigung Innovative Textilpflege mitgetragen. Seitdem haben sich die Online-Meetings als Forum zur Kontaktpflege und zum Fachaustausch von weiblichen Führungskräften und Unternehmerinnen etabliert.
„Mein Anliegen, Frauen in Führung zu stärken, ist immer noch relevant“, sagt Maria Bianca Bischoff. Ihr Ziel ist es nach wie vor, das Bewusstsein für weibliche Führungskompetenz zu stärken. Sie selbst war 33 Jahre lang erfolgreiche Unternehmerin, Inhaberin mehrerer Textilpflegebetriebe in der Schweiz. Als Vorstand des Schweizer Fachverbandes hatte sie sich für ihre Branchen engagiert. Aufgrund ihrer Tätigkeit als EFIT-Auditorin ist sie bis heute mit dem Tagesgeschäft im Textilservice vertraut und unterstützt die zertifizierten fashionCare-Betriebe dabei, Lösungen im Qualitäts- und Personalmanagement zu erarbeiten.
Netzwerken online mit EFIT-Business-Women
Seit dem Start von EFIT-Business-Women im Juni 2020 gelingt es Maria Bianca Bischoff, interessante Referentinnen für die Online-Meetings zu finden, die zur Diskussion über Branchen- und Wirtschaftsthemen anregen und Expertinnen-Wissen transferieren. Das waren anfangs vor allem Themen zum Krisenmanagement und über Entwicklungschancen in Zeiten von Corona. Anna Maria Pircher-Friedrich, Professorin am Management Center Innsbruck und Leiterin des Instituts für sinnorientierte Persönlichkeits- und Unternehmensentwicklung in Meran, eröffnete die Pilotveranstaltung im Juni 2021 mit ‚Perspektiven für sinnstiftende Unternehmensführung auf der Grundlage der Philosophie von Victor E. Frankl‘. Die Inhalte trafen ins Schwarze, bestätigten anschließend die Teilnehmerinnen.
Führungskräfte zur gemeinsamen, sinnstiftenden Zusammenarbeit zu ermutigen, ist die Grundlage für Erfolg und Zufriedenheit im Team. Diese Überzeugung teilt Maria Bianca Bischoff mit ihrer Schweizer Coaching-Kollegin Anna Maria Pircher-Friedrich. Nicht nur im Wirtschaftsfeld Textilservice gehe es nun darum, die Selbstverantwortung und Identifikation mit der Arbeit sowie die Bereitschaft zur persönlichen Weiterentwicklung zu stärken: Damit sich der Erfolg sowohl in der Zufriedenheit der Mitarbeitenden als auch in der Kasse bemerkbar macht!
„Wer Leistung fordert, muss Sinn geben!“
Mit dieser Haltung und Grundannahme setzten sich die Teilnehmenden des letzten EFIT-Business-Women-Treffens auseinander, unter der Überschrift „Fachkräftemangel & Generationen-Clash, wie aus Herausforderungen für Organisation und Führung Chancen werden!» Jana Eberhardt, Consultant bei der Strategic Knowledge Group AG (SKGROUP) in Zürich, eröffnete die Diskussion mit ihren Ausführungen, unter anderem über die Chancen von Potenzialentfaltung in einem Arbeitsumfeld, dass diese ermögliche. Ein attraktives Arbeitsumfeld sei ein echtes Asset für Unternehmen, um Talente anzuziehen und bestehende ambitionierte Mitarbeitende zu halten. Es sei nun die Aufgabe von Unternehmen, innovative Ideen zu entwickeln, um die Arbeitsumfelder ressourcenschonend zu optimieren, stets unter Berücksichtigung der Dimensionen People, Space und Tools, so die 27-Jährige.
Zwischen den Generationen vermitteln
Einen guten Übergang zwischen den Generationen zu schaffen, sei dabei eine große Herausforderung für Führungskräfte, sagt dazu Maria Bianca Bischoff. Sie habe ein Grundvertrauen in die intrinsische Motivation aller Menschen, selbstverständlich auch in die der jüngeren Generationen. Jeder Mensch habe den Wunsch, sich mit seinen Fähigkeiten und Talenten in die Gemeinschaft einzubringen. «Ich bin sicher, dass die so oft kritisierte junge Generation unsere Welt und Betriebe verantwortungsvoll in die Zukunft führen wird», sagt Maria Bianca Bischoff, die sowohl im Business als auch im Coaching Impulsgeberin und Mutmacherin ist, angelehnt an die Philosophie von Victor E. Frankl und mit der Erfahrung:
„Das beste Team ist das, in dem jeder sein Talent optimal einbringen kann. In solchen Teams finden sich die glücklichsten Mitarbeiter:innen.“
Dazu sei es erforderlich, dass ältere und erfahrene Mitarbeitende ihr Fachwissen mit den Jüngeren teilen, diese sozusagen coachen. «Im Gegenzug können jungen Mitarbeitende ihre Affinität zur IT und Computertechnik einbringen. Das erzeugt Motivation für beide Seiten und schafft echte Win-Win-Werte», so die Branchen-Expertin» Sie werde ihren Fokus in der Beratung der Betriebe künftig noch mehr auf die Wahrnehmung vorhandener Talente, deren Förderung und ihrem bestmöglichen Einsatz im Unternehmen legen. „Wenn wir es als Vorgesetzte schaffen, dass Mitarbeitenden in unserer Nähe Flügel wachsen, gibt es keine Grenzen – weder für die Entwicklung des Unternehmens noch für die Entwicklung des betreffenden Menschen“, sagt Maria Bianca Bischoff.
Grundlegende Empfehlungen für sinnstiftende Führung:
|
Ist Geschlechterordnung veraltet?
Führungskompetenzen nach Geschlechtern zu ordnen, gelte inzwischen für viele junge Menschen als veraltet. Der Anteil weiblicher Führungskräfte in der Textilpflegbranche sei allerdings traditionell hoch. „Spontan fällt mir ein Betrieb in Wien ein, ein echter Frauenbetrieb. Er wurde von der Großmutter, die einen Meistertitel erwarb, gegründet und soll nun in die Hände der Enkelin übergeben werden.“
Dennoch stelle sich inzwischen die Frage, ob EFIT-Business-Women genderneutral geöffnet werden sollte. Wie wir sie kennen, wird Maria Bianca Bischoff einen sinnstiftenden Austausch darüber initiieren und begleiten: als generationsverbindende Netzwerkerin, der Wertpflege am Herzen liegt.
- Mehr Infos zum Unternehmerinnen-Netzwerk gibt es im Blog: EFIT-Business-Women
- Wissenswertes aus der Welt des Textilservice lesen Sie auf MyTextilService.
Fotos: www.d-v-c.net/Stefan Wendt; Maria Bianca Bischoff, tunedin/Adobe Stock